Grundidee
Bereits zu Beginn des Projektes wurden Nachhaltigkeitsziele definiert, die sich wie ein roter Faden durch die Planung und letztlich der Bauausführung zieht. Grundsätzliches Ziel war es, möglichst nachhaltig, emissionsarm & schadstofffrei zu Bauen. Durch das lebenszyklusorientierte Bauen werden Bauteile, je nach möglicher Nutzungsdauer, voneinander getrennt. Eine sortenreine Bauweise ermöglicht bei einem späteren Um- oder Rückbau die Wiederverwendung von Materialien und schafft somit im Sinne des kreislaufgerechten Bauens einen Mehrwert für den Klimaschutz. Die Gebäude sollen sinnbildlich die notwendige Verantwortung gegenüber unseres Klimas sowie den kommenden Generationen übernehmen.
Baustellen-Organisation
Bei Paul & Rosa setzen wir auf eine nachhaltige Baustellenabwicklung nach dem Standard DGNB Standard „nachhaltige Baustelle“. Durch die enge Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen werden Transportwege verkürzt und CO₂-Emissionen eingespart. Ein hoher Vorfertigungsgrad der Bauteile reduziert das Müllaufkommen auf der Baustelle, spart Ressourcen und minimiert die Umweltbelastung vor Ort.
Bau-Materialien
Um unseren hohen Anspruch an Nachhaltigkeit zu erfüllen, setzen wir bei Paul & Rosa auf eine sorgfältige Auswahl der Baustoffe. So besteht der Beton aus 32 % Recycling-Anteil und der CO₂-reduzierte Zement (CEM II/C-M (S-LL) – w/z: 0,54) erzeugt schon bei der Herstellung rund 33 % weniger CO2. Für die Holzbauteile verwenden wir ausschließlich nachhaltig erwirtschaftetes Holz aus zertifizierter Forstwirtschaft. Dies garantiert, dass die Wälder erhalten bleiben und der Holznachwuchs gesichert ist. Auch unsere Lieferanten für Holzrahmenwände, Gumpp & Maier GmbH, sowie für die Mauerwerkswände aus massiven Holzziegeln, Leipfinger-Bader GmbH, arbeiten nach dieser Ausrichtung.
Außerdem werden Lehmputze und Lehmfarben verwendet. Als Putze werden reine Kalkputze und Kalkfarben angebracht.
Ebenso achten wir auf die Länge der Lieferwege, so dass wir die Emissions-Einsparungen bei der Herstellung nicht durch die Logistik wieder aufheben. Der Beton reist gerade einmal 8 km bis zur Baustelle, die für den Beton verwendete Gesteinskörnung nur 40 km.
Kreislauf-Wirtschaft
Paul & Rosa ist weit mehr als nur ein Neubauprojekt; es verkörpert eine neue Dimension nachhaltigen Bauens. Jedes Detail, von der Planung bis zur Ausführung, ist darauf ausgerichtet, einen minimalen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Kreislaufwirtschaft. Das Gebäude ist so konzipiert, dass es am Ende seiner Nutzungsdauer vollständig demontiert und seine Bestandteile recycelt werden können.
– Trennung der Bauelemente, umim Sanierungs-/Umbaufall das jeweilige Bauteil anzugreifen und nicht die gesamte Konstruktion
– Optimierung deren Lebenszyklen der Bauteile, um eine möglichst lange Nutzung der Bauteile gewährleisten zu können
– Außenwände als selbsttragende Konstruktion bilden losgelöst vom Tragwerk die thermische Hülle und können entsprechend der klimatischen Bedingungen umgerüstet werden
– Sortenreine und schwimmende Konstruktionen, um im Falle eines Rückbaus die Baustoffe wieder sortenrein trennen zu können (ganz nach dem Motto: Schrauben, Klemmen und Stecken statt Kleben)
– Schadstofffreie Materialien, um eine mögliche Wiederverwendung und Recycling zu vereinfachen
Energie- und Wärmeversorgung
Um die Sonne als Energiequelle bestmöglich nutzen zu können, wurde die Neigung der Dachflächen an die Orientierung des Daches angepasst. Durch diese Optimierung und einer intelligenten Kombination aus einer PV (Photovoltaik für Strom), sowie einer PVT-Anlage (Photovoltaik-Thermie für Warmwasser und Heizung) kann der Energiebedarf beider Gebäude im Jahresdurchschnitt nahezu komplett gedeckt werden. Überschüsse werden in einem Batteriespeicher zwischengespeichert, um auch an weniger sonnigen Tagen eine zuverlässige Versorgung zu gewährleisten.
Die Indach-Photovoltaikanlagen erzeugen nicht nur Strom und Warmwasser, sondern bilden zugleich eine wetterfeste Dachhaut. Die Besonderheit daran ist, dass Paul & Rosa das erste und größte Indach-System in Deutschland ist und speziell für das Vorhaben mit einer Schweizer Firme entwickelt wurde.
Die Photovoltaik-Thermie-Module erhitzen über einen Sole-/Wasserkreislauf einen Pufferspeicher auf rund 30 °C. Von dort aus werden die Flächenheizungen direkt versorgt. Für höhere Temperaturen kommt eine zusätzliche Booster-Wärmepumpe (Wasser/Wasser) zum Einsatz, die das Heiz- und Trinkwasser effizient erwärmt.
So entsteht ein hocheffizientes, architektonisch integriertes Energiesystem, das Umwelt und Bewohner gleichermaßen entlastet – durch erneuerbare Energie, intelligente Speichertechnik und minimale Betriebskosten.
Raumkonzepte
Ein besonderes Merkmal von Paul & Rosa ist die Nutzungsneutralität. Das Gebäude ist nach einem modularen Raster aufgebaut, das eine Vielzahl an Raum-Konfigurationen ermöglicht. Die Räume sind in Größe und Anschlüssen identisch, sodass sie unabhängig von einer festen Funktion unterschiedlich genutzt werden können. Ob offener Wohn- / Essbereich, Homeoffice, Kinder- oder Gästezimmer – die Räume lassen sich je nach Lebenssituation individuell belegen. Diese Nutzungsneutralität trägt nicht nur zu einer hohen Lebensqualität bei, sondern ermöglicht auch eine langfristige und nachhaltige Nutzung des Gebäudes.
Suffizienz spielte auch bei der Gestaltung der Grundrisse eine wichtige Rolle. Statt die Wohnfläche zu reduzieren, wurde auf eine effiziente Raumaufteilung mit eher kleineren, aber gut nutzbaren Zimmern gesetzt. Durch eine durchdachte Planung kann so hohe Wohnqualität erreicht werden – ohne überdimensionierte Räume. Ein weiterer Beitrag zur Suffizienz sind intelligente Einbaumöbel: Eine maßgefertigte Schreinerküche, Einbauschränke im Hauswirtschaftsraum sowie Schrankzonen in den Fluren sorgen für optimale Raumnutzung. Diese Einbauten bleiben auch bei einem Mieterwechsel in der Wohnung und unterstützen dauerhaft eine funktionale, ressourcenschonende Nutzung.

Zertifizierungen
Zertifizierungssysteme wie DGNB oder QNG bewerten Gebäude ganzheitlich anhand von Kriterien wie Ökologie, Ökonomie, Nutzerkomfort und Standortqualität, um nachhaltiges Bauen messbar zu machen. Sie helfen Bauherren und Planern, Umweltauswirkungen zu minimieren, Energieeffizienz zu steigern und gesunde, zukunftsfähige Gebäude zu schaffen.
DGNB-Zertifizierung Wohngebäude Neubau – Platin
Paul & Rosa trägt die höchste DGNB-Auszeichnung für nachhaltigen Wohnbau. Das bedeutet, dass das Projekt höchste ökologische, ökonomische und soziale Standards über den gesamten Lebenszyklus – von der Planung bis zur Nutzung – erfüllt. Dadurch wird eine ganzheitlich nachhaltige Qualität gewährleistet, die langfristig hohe Wohnqualität und Werterhalt sichert.
DGNB-Zertifizierung nachhaltige Baustelle
Auch während der Bauphase wurde bei Paul & Rosa konsequent auf Nachhaltigkeit geachtet: Ressourcen wurden geschont, Emissionen minimiert und Umwelt- sowie Arbeitsschutzvorgaben strikt eingehalten. Damit wurde das nachhaltige Konzept vom ersten Spatenstich an umgesetzt.
QNG-Siegel Premium
Paul & Rosa erfüllt die Anforderungen des QNG-Premium-Siegels – der höchsten Qualitätsstufe des staatlichen Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude. Die Auszeichnung zeigt, dass es in zentralen Bereichen wie Wohngesundheit, Klimaschutz und Nutzerkomfort besonders hohe Standards erfüllt. Das unterstreicht die konsequent nachhaltige Ausrichtung des Projekts – über gesetzliche Mindestanforderungen hinaus.
Statik / Konstruktion
Die Statik eines Gebäudes beeinflusst maßgeblich den Materialverbrauch, die CO2-Bilanz und das Potenzial für einen nachhaltigen Rückbau. Wird sie frühzeitig in den Planungsprozess eingebunden, lassen sich entscheidende Vorteile für die Nachhaltigkeit erzielen. Durch intelligente Konstruktionen können schlanke Bauteile verwendet und Materialien wie Beton, Stahl oder Holz besonders effizient eingesetzt werden.
Paul: Ausgehend von einem klassischen Holzbauraster, wird das Tragwerk durch Holzstützen, einer reduzierten Betondecke (16 cm statt 22 cm), sowie aussteifenden Betonwänden (Brandschutz) sichergestellt. Die Skelettbauweise ermöglicht eine neutrale und flexible Struktur, die durch vorgefertigte nichttragende Innenwände aus Holz und Strohbauplatten gegliedert wird. Die raumabschließenden elementierten Außenwände stehen als selbsttragende Wände vor dem eigentlichen Tragwerk und sind mit diesem lediglich verbunden (siehe Trennbarkeit von Bauteilen und Kreislaufwirtschaft).
Rosa: Auch hier wurde in Anlehnung an eine Skelettbauweise Holzstützen im Inneren gestellt. Die Decken werden als Holzbalkendecken ausgebildet, um neben der Lüftungsanlage auch Lampen deckenintegriert umzusetzen. Die Außenwände werden durch vorgefertigte und mit Holzfasern gefüllte Ziegelelemente geschossweise gestellt.

Hüllfläche
Die hochgedämmte Fassade bei Paul & Rosa (doppelt so gut, wie der gesetzliche Standard) schützt vor sommerlichen Überhitzungen und winterlichen Auskühlung und ermöglicht ein gleichbleibendes Klima innerhalb der Gebäude. Um den Material- und Energieverbrauch noch weiter zu verringern, wurden beide Gebäude lediglich auf der obersten Geschossdecke gedämmt. Hier spart man sich nicht nur das aufwendige Ausdämmen der Dachkonstruktion und somit auch Dämmmaterial, man verkleinert auch die thermische Hülle und reduziert den Energiebedarf beider Gebäude zusätzlich.

Das Verhältnis von der Hüllfläche zum Gebäudevolumen, kurz A/V – Verhältnis, beider Gebäude liegt deutlich unter vergleichbaren Objekten und zeigt, dass die Gebäude sehr kompakt sind (Vgl. Standard ≈ 1,0, Paul = 0,55). Je kleiner dieser Wert ist, desto geringer sind auch die Wärmeverluste über die Hüllflächen. In Kombination mit der hochgedämmten Fassade spart man deutlich an Energie- und Heizkosten.
